07 - Asche zu Asche by Elizabeth George
Autor:Elizabeth George
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2012-03-17T14:35:57+00:00
12
Das Rascheln der Bettdecke weckte ihn, doch er hielt die Augen noch einen Moment geschlossen. Er lauschte ihrem Atem. Unglaublich, dachte er, daß etwas so Einfaches einem solche Freude bereiten kann.
Er drehte sich auf die Seite, um sie betrachten zu können, vorsichtig, um sie nicht zu wecken. Aber sie war schon wach, lag auf dem Rücken, ein Bein hochgezogen, und sah zu den Acanthusblättern hinauf, die die Zimmerdecke zierten.
Unter der Decke faßte er ihre Hand. Sie sah ihn an, und zwischen ihren Augenbrauen hatte sich eine kleine, steile Falte gebildet. Mit seiner freien Hand glättete er sie.
»Ich hab's genau gemerkt«, sagte sie.
»Was?«
»Du hast mich gestern abend abgelenkt und mir keine Antwort auf meine Frage gegeben.«
»Wenn ich mich recht erinnere, hast du mich abgelenkt. Du hast mir Hühnchen und Artischocken versprochen, oder etwa nicht? Das war doch der Grund, weshalb wir uns überhaupt in die Küche hinuntergeschleppt haben.«
»Und in der Küche habe ich dich gefragt, stimmt's? Aber du hast mir keine Antwort gegeben.«
»Ich war beschäftigt. Du hast mich beschäftigt.«
Ein Lächeln schlich sich in ihre Mundwinkel.
Er neigte sich zu ihr, um sie zu küssen, und zeichnete mit einem Finger die Kontur ihres Ohrs nach.
»Warum liebst du mich?« fragte sie.
»Was?«
»Das war die Frage, die ich dir gestern abend gestellt habe. Weißt du das nicht mehr?«
»Ach so. Diese Frage.« Er rollte sich auf den Rücken und sah wie sie zur Decke hinauf. Er hielt ihre Hand auf seiner Brust und dachte über das unfaßbare Warum der Liebe nach.
»Ich kann es weder an Bildung noch an Erfahrung mit dir aufnehmen«, sagte sie, und er zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Sie lächelte flüchtig. »Na gut. Ich kann es an Bildung nicht mit dir aufnehmen. Ich habe keinen Beruf. Ich verdiene kein Geld. Ich habe keinerlei häusliche Fähigkeiten und noch weniger häuslichen Ehrgeiz. Ich bin, so könnte man sagen, die Frivolität in Person. Wir kommen aus ähnlichen Familien, ja, aber was hat das mit Liebe zu tun?«
»Es hatte früher einmal eine Menge mit Heirat zu tun.«
»Wir sprechen aber nicht von Heirat. Wir sprechen von Liebe. Es kommt oft genug vor, daß das eine das andere ausschließt; folglich handelt es sich um zwei grundverschiedene Themen. Katharina von Aragon und Heinrich VIII. waren verheiratet, und was ist daraus geworden? Sie brachte seine Kinder zur Welt und durfte seine Hemden nähen. Er ging dauernd fremd und verbrauchte sechs Ehefrauen. Soviel zu den ähnlichen Familien.«
Lynley gähnte. »Warum hat sie einen Tudor geheiratet? Noch dazu Richards Sohn. Gesindel übelster Art. Feige. Geizig. Mörderisch. Paranoid in politischer Hinsicht. Und mit gutem Grund.«
»Ach, du meine Güte. Wir wollen doch jetzt bitte nicht die Erbfolge und die Prinzen im Tower diskutieren, Darling? Das würde uns etwas vom Thema wegführen, weißt du.« »Entschuldige.« Lynley hob ihre Hand und küßte ihre Finger.
»Wenn ich Heinrich Tudor höre, sehe ich immer rot.«
»Ja, und auf diese Weise kann man unbequemen Fragen aus dem Weg gehen.«
»Das war nicht meine Absicht. Ich habe nur beim Nachdenken ein bißchen improvisiert.«
»Und? Warum? Warum liebst du mich? Wenn du nämlich die Liebe weder erklären noch definieren kannst, dann ist es vielleicht besser zuzugeben, daß es die wahre Liebe gar nicht gibt.
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